Bonito? Sim, mais ou menos!

02 Jul Bonito? Sim, mais ou menos!

Bonito ist eine kleine Stadt mit knapp 20 tausend Einwohner im Pantanal im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Der Name der Stadt bedeutet auf Deutsch schön. Nun, fährt man nach der etwa fünfstündigen Anfahrt in das Städtchen, fällt Einem nicht gerade als erstes der Begriff schön ein. ? Die Stadt besitzt eine lange Hauptstrasse, links und rechts einfache ein- bis zweistöckige Häuser, viele kleine Läden, welche sich auf das Kaufverhalten von Touristen ausgerichtet haben sowie unzählige Agenturen, welche Touren zu den Sehenswürdigkeiten anbieten. Historische Gebäude oder einen richtigen Ortskern sucht man hier vergebens. Claro (klar), Bonito hat ja seine Anfänge im 18. Jahrhundert, als Wohngebiet auf einer Fazenda. Nichtsdestotrotz ist Bonito sehr bekannt für die natürlichen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung bekannt. Die Region wird wegen des intensiven Blaus ihrer Gewässer auch Karibik des Mitte-Westens genannt. Die Stadt ist also eher als Startpunkt für die vielen organisierten Tagesausflüge zu betrachten. Bonito ist nicht gerade der bekannteste Ort, sondern eher ein Geheimtipp. Dies liegt mitunter daran, dass die Regierung der Stadt auf Ökotourismus setzt, und (zum Glück) nicht auf Massentourismus. So begrenzt sie die Anzahl der Touristen, die in der Stadt erlaubt sind. Auch auf den Touren ist die Anzahl der Teilnehmer begrenzt, was die Touren auch für uns Touristen angenehmer macht. Dadurch soll der natürliche Zustand und die Schönheit der Landschaft erhalten bleiben. Am Sonntag (28. Juni 2015) hier angekommen, machten wir uns schlau, was wir die nächsten Tagen erleben können. Jetzt zeigte sich der Nachteil des Ökotourismus: Die Preise sind deutlich höher als gewohnt! Wir buchten für Montag eine Tour in eine der bekanntesten Grotten, die Gruta do Lago Azul (Höhle des blauen Sees) und anschliessend eine Flussschnorcheln-Tour in einem der vielen, weltweit einzigartig klaren Flüssen. Denn aufgrund des hohen Kalkgehalts des Bodens wird das Wasser der Flüsse sehr stark gefiltert. Deshalb gehören die Flüsse in der Gegend zu den klarsten der Welt. Eine ganze Reihe von Fisch- und Pflanzenarten haben sich an die kalkhaltige Umgebung angepasst, so dass es in den Flüssen von Leben wimmelt. Aus demselben Grund ist auch der 90 Meter tiefe See in der 100 Meter tiefen Grotte kristallklar. Durch den Lichteinfall zeigt sich die Lagune in strahlendem Blau. Dadurch, dass die Gewässer um Bonito von einer derartigen Sauberkeit sind, wird das Schnorcheln zu einem einzigartigen Erlebnis. Man wird in einen Neopren-Anzug gepackt, erhält Flossen, Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel und lässt sich nach einer kurzen Einweisung einfach nur treiben. Und das kilometerweit. Unterwegs begegnet man unzähligen Fischen und andere Flussbewohner. Der Guide meinte zwischendurch, dass weiter vorne eine Anakonda im Fluss wohnt. Challenge accepted! sagte ich mir und machte mich bereit mich dem 6 Meter langen Tier zu stellen ? Im nu hat sich die Gruppe von acht auf zwei Personen verkleinert ? Der Rest ist aufs Boot geflüchtet. Ich respektierte deren Entscheidung, holte noch einmal Luft und tauchte ab... ach ja stimmt, ich kann ja durch den Schnorchel atmen..? Ein so grosses, breites und muskulöses Tier hat die Anakonda noch nie gesehen und traute sich deswegen gar nicht aus dem Schilf, als ich vorbei schwamm? Priska und die anderen Leute auf dem Boot, staunten allerdings nicht schlecht.. über die Anakonda ?   Nach einem abenteuerlichen Tag assen wir am Abend ein vorzüglichen Essen, begleitend von einem ebenso leckeren Caipirinha ?. Das typisch brasilianische Gericht Picanha mit den üblichen Beilagen (Reis und Bohnen) hat uns so gut geschmeckt, dass wir am nächsten Tag gleich nochmals hin sind. ? Am Dienstag machten wir mit unseren neuen, amerikanischen Freunden - zwei Eltern Mitte Dreissig und der kleine, süsse, sechsjährige Sohn - einen Ausflug zu einem Sinkloch, das mit 120 Metern Tiefe das 2. grösste der Welt ist; Buraco das Araras. Das Loch beherbergt hunderte von Aras, welche dort ihre Eier legen und mit ihrer farbenfrohen Federpracht umher fliegen. Leider war das Wetter nicht sehr "bonito" und die Papageien zeigten sich nicht besonders. Doch wir hatten Glück: Plötzlich flog ein Ara direkt vor unsere Nasen und lieferte uns ein privates Fotoshooting ? Kurze Zeit später kamen noch zwei weitere hinzu. Der Guide meinte, dass das äusserst selten vorkomme, dass Aras so nah herkommen. ?? Wenn man 7 Wochen unterwegs ist, kann es dann dennoch mal vorkommen das es regnet. Auch wenn man in Brasilien ist. Schliesslich herrscht hier gerade (Hoch)-Winter ? Trotzdem sind sinken die Temperaturen nicht unter 24° Grad. Langsam aber sicher haben wir das Angebot von Bonito aufgekauft. Wir könnten noch viele andere Grotten besuchen oder weitere Schnorchel-Trips machen, aber im Endeffekt reicht es, wenn man eine Aktivität einmal macht. Wie kurz angesprochen sind die Touren hier keineswegs ein Schnäppchen. Für den letzten Tag, den Mittwoch (heute), blieb also nicht mehr viel übrig. Wir schlenderten etwas durch die Stadt und machten am Nachmittag eine Quad-Tour ? Das hat ganz schön Spass gemacht. Zumal weil wir eine Privat-Tour hatten, weil sonst niemand die Tour gebucht hat. Nach 1h war der Spass jedoch bereits vorbei. Dabei waren wir doch gerade erst in Fahrt gekommen. ? Am Abend lassen wir uns wieder von unserem Freund im mittlerweile bekannten Restaurant bedienen. Vermutlich wird die Wahl erneut auf die legendären Picanha mit Reis, schwarze Bohnen und Farofa fallen. Isso é maravilhoso! Morgen (Donnerstag, 2. Juli 2015) geht's dann zurück nach Campo Grande, damit wir am Freitag sehr früh am Morgen auf unser Flieger nach Brasilia kommen. Wir melden uns in Brasilia wieder... Até mais!